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Sonntag, 10. Januar 2016

"Casa de la Esperanza"

Wir wohnen richtig schön am Rande unseres, vielmehr meines Heimatdorfes. Ein paar Schritte und wir sind im Wald. Direkt neben unserem Grundstück, nur durch einen schmalen Wirtschaftsweg getrennt, wird gepflügt, geeggt, gepflanzt und geerntet.  Also mitten in der Natur. Dadurch, dass wir so nah dran sind, ist uns auch schon jede Menge Getier zu gelaufen oder sagen wir mal so, Vieles fühlt sich bei uns augenscheinlich sehr wohl. Jedes Jahr in wechselnder Besetzung Maulwürfe, (Wühl-)Mäuse und/oder auch Spitzmäuse. Gräbt man Löcher für neue Pflanzen, kann es sein, dass man auf die Behausung einer Erdkröte stößt.


Ab und an besuchen uns auch mal Frösche



oder Salamander.


Eine Brieftaube die bei uns vor einem Greifvogel Zuflucht suchte deren Besitzer konnten wir ausfindig machen.


Fünf kleine Igel die eines Tages plötzlich in unserem Garten herum liefen und keine Mutter mehr hatten, haben wir, da der Winter vor der Türe stand, mit Katzenfutter aufgepäppelt. Kühe denen unser Gras offensichtlich besser schmeckte, als das auf ihrer Weide. Sehr idyllisch, wenn man morgens defacto mitten in einer Kuhherde aufwacht.


Zwischendurch haben wir versucht einen vermeintlichen Marder zu fangen und stattdessen einen Waschbären erwischt.


Wer es lange bei uns ausgehalten hat, war eine Wasserschildkröte, die uns, man glaubt es kaum, auch zugelaufen ist. Nicht das sie bei uns geklopft und gefragt hätte ob wir ihr Unterschlupf gewähren, nein, aber so ähnlich lief es ab. Es klingelte eines Mittags an unserer Haustüre und davor stand ein unbekannter Mann der uns fragte, ob die Wasserschildkröte die draußen vor unserem Haus rumläuft uns gehören würde. Wir verneinten. Er erklärte uns, dass er Außendienstmitarbeiter sei und noch eine große Strecke fahren muss und sie leider nicht mitnehmen könnte, also wurde sie, da die Besitzer unauffindbar waren, unser neues Familienmitglied. Schnappi hatten wir sie getauft.


Kurzzeitig hatten wir sogar noch eine zweite Findelschildkröte. Die konnten wir aber zum Glück Ihrem Frauchen zurückgeben. Leider hat Schnappi uns vor zwei Jahren, aus freien Stücken, wieder verlassen. War ihr wohl in unserer turbulenten Großfamilie zu anstrengend geworden. Unser letzter Zulauf ist noch nicht ganz so lange her, es muss so in der Woche vor Weihnachten gewesen sein als mein jüngster Sohn gegen 22:15 Uhr aus seiner Wohnung zu uns nach oben gestürzt kam und meinte da stehe ein Mann vor seiner Tür und wolle rein. Sofort ging eine Diskussion zwischen meinem Mann und meinem Sohn los, wer denn jetzt den Mann vor der Türe fragt, was er da will. Man muss wissen, dass unser Sohnemann 1,85 groß und dank Muckibude sehr kräftig ist.


Unbemerkt von beiden bin ich auf unsere Terrasse gegangen und habe schon mal nachgefragt, wer denn da vor der Türe steht. Von unten schaute mich ein alter Herr an und redete vermutlich auf Russisch auf mich ein. Ich sagte ihm, dass ich zu ihm runter komme. Meine zwei doch so starken Männer immer noch uneinig wer nachschaut. Solche Diskussionen machen mich immer wahnsinnig, also ziehe ich unbemerkt von den beiden meine Schuhe an und laufe ums Haus herum. Da in unserer Nachbarschaft einige russische Familien wohnen, hatte ich die Idee in dorthin zu begleiten, um zu fragen wo er den hingehört. Was sich dann mit meinem nur Deutsch und seinem Russisch etwas schwierig gestaltete. Aber mit Händen, Füßen und wildem herumzeigen brachte ich ihn dazu mit mir die Treppe hinauf zu steigen, da mein Sohn in der Kellerwohnung wohnt. Als wir oben ankamen hat uns auch mein Mann erreicht, der mich vermisst hatte. Da der alte Herr sehr wacklig auf den Beinen war und auch nicht unbedingt dem Wetter entsprechend gekleidet war, musste ich ihn stützen. Meinen Mann schickte ich vorneweg zu einem Haus in der Nachbarschaft, von dem ich glaubte den alten Herrn dort schon mal gesehen zu haben. Wir hätten es uns natürlich auch einfach machen und die Polizei rufen können, aber ich denke der alte Herr war auch so schon ganz schön irritiert. Nach der Hälfte des Weges kam uns dann mein Mann wieder entgegen. Er sagte meine Vermutung wäre richtig gewesen und dass die Enkeltochter sich nur noch was anziehen müsse, es war ja auch schon fast 22:45 Uhr, um ihren Opa dann entgegen zu kommen. Von ihr erfuhren wir auch, dass seine Frau zurzeit im Krankenhaus liegen würde und er sich deswegen alleine nicht zurecht findet. Für das nächste Mal wissen wir wenigstens wo er hin gehört.


An unserem Haus steht zwar auf Spanisch „Casa de la Esperanza“ = „Haus der Hoffnung“. Ich dachte und hoffte immer, dass das für die Bewohner gilt, aber nicht das wir die Hoffnung für alles Andere werden.                     

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